DEM U 18 in Herne: Glück und Unglück dicht beieinander
Beitrag von Stephan Fröhlich (SV Halle) und Sebastian T. Vogel (Pressereferent)
Dem Sore-made folgte ein Schrei der Erleichterung: Nachdem die letzten Sekunden des kleinen Finales der 70-kg-Klasse im Bodenkampf verstrichen waren, ließ Teresa Zenker vom SV Halle ihre ganze Freude und Anspannung heraus. Durfte sie auch, denn schließlich freute sie sich nicht über irgendeinen Sieg, sondern die Bronzemedaille bei der Deutschen Einzelmeisterschaft der U 18 in Herne. Erst vor kurzem auf Grund ihrer bisher gezeigten Leistungen zum D/C-Kader des DJB berufen, trat sie in der Gewissheit an, dass Rang sieben im vergangenen Jahr längst nicht das Maximum ihres Leistungsvermögens bedeutete. Und sie sollte Recht behalten.
Der Auftakt in das Turnier verlief für Teresa ruhig, denn erstmal hieß es: Gegneranalyse, da ihre Kontrahentin noch ermittelt werden musste. Trotz dieses kleinen Vorteils fand Teresa jedoch zunächst nur schwer in ihren Auftaktkampf gegen die Duisburgerin Anna Maria Freitag und rannte lange einer Bestrafung hinterher. Wenige Sekunden vor Schluss erst vermochte sie die Auftaktniederlage noch abzuwenden und konnte ihre Kontrahentin entscheidend auf Yuko werfen. „Puh“, mochte man da meinen, doch lange Zeit zum Durchatmen blieb nicht. Mit Laura Steinbrink aus Hildesheim hatte „Teta“ zwar eine machbare Hürde vor der Brust und konnte diese schließlich kurz und schmerzlos per Armhebel überwinden, was gleichzeitig den Einzug in das Halbfinale bedeutete. Doch dort wartete mit Alexandra Gantner aus Abensberg eine ganz harte Nuss, die Teresa in den zwei bisherigen Duellen der beiden noch nicht knacken konnte. Auch diesmal sollte es nicht sein: Trotz beherzten Auftritts und der einen oder anderen Wurfchance musste sich Teresa am Ende nach knapp drei Minuten am Boden geschlagen geben, was schließlich bedeutete: kleines Finale. Gegnerin dort war Jana Tillmanns aus Mönchengladbach, die sich zuvor beherzt durch die Trostrunde gekämpft hatte und den kleinen psychologischen Vorteil hatte, eben nicht mit einer Halbfinalniederlage im Kopf in den Kampf zu gehen. Doch Teresa trauerte ihrer Finalchance nicht hinterher, sondern packte total fokussiert das Unternehmen Bronze an und setzte die zuvor mit Trainer Stephan Fröhlich abgesprochene Marschroute gnadenlos um. Ihre Kontrahentin Tillmanns fand während der vierminütigen Kampfzeit zu keiner Zeit in das Duell, auch und gerade weil Teresa ihren dominanten Griff ein ums andere Mal durchzusetzen vermochte. In der letzten Minute dann: der entscheidende Waza-ari für Tani-otoshi. Und der Rest war Abgeklärtheit, Sekundenzählen und – ein Jubelschrei.
Einen Schrei hatte auch Sebastian Lehmann, Trainer vom USC Magdeburg, tags zuvor mehrmals auf den Lippen. Der letzte Schrei aber war einer, auf den er gerne verzichtet hätte: einer nämlich aus Verzweiflung. Zuvor hatte sein Schützling Mahammad Nagiev, der (mit seinem gelben Gürtel fast wie Phönix aus der Asche) überlegen Landesmeister und Mitteldeutscher Meister der Klasse bis 60 kg geworden war, beinahe alles richtig gemacht –beinahe. Gegen den Hamburger Nico Mellotat sorgte Mahammad mit einem fantastischen Seoi-nage nach acht Sekunden für einen der schönsten und schnellsten Ippons des Turniers, in den beiden nächsten Runden konnte er einen Vorsprung von jeweils einer Shido-Bestrafung weniger über die Zeit retten. Dass er das Halbfinale gegen Magomed-Selim Musaev aus Schleswig-Holstein schließlich am Boden verlor – geschenkt, zumal Musaev bereits 2013 Deutscher Vizemeister drei Klassen tiefer war und ein Jahr älter ist. Doch die Bronzemedaille im kleinen Finale gegen Lennart Goedecke von den Judo Crocodiles Büren – sie war zum Greifen nah. Kurz vor Schluss der regulären Kampfzeit zeigte die Anzeigetafel noch drei Strafen für Goedecke und nur eine für Mahammad. Nur ein paar Sekunden später hatte der Magdeburger zwei Mal viel zu lange einseitig gegriffen und es stand an Shidos drei zu drei.
Im Golden Score dann die Tragödie: Mahammad Nagiev war dran, hatte ein paar gute Angriffe, war aktiver als sein Gegner, war näher dran an der Wertung und weiter weg vom Shido. Aus einer, ja eigentlich Vorteilsposition Nagievs dann der Schock: der Konter von Goedecke, die Wertung, das Aus. Mahammad Nagiev hat eindeutig einen fantastischen fünften Platz gewonnen, nichts verloren an diesem Tag, auch wenn Bronze drin gewesen wäre. Und noch etwas kann ihn trösten: Von allen Platzierten (Rang eins bis sieben) seiner Gewichtsklasse ist er der einzige, der im nächsten Jahr noch eine DEM U 18 kämpfen könnte. Auf ein Neues also…
Einen guten siebten Platz erkämpfte im Übrigen noch Florian Hecht vom PSV Anhalt Zerbst in der Klasse bis 43 kg. Nach zwei schnellen Siegen in der Vorrunde und einer Niederlage im Vierteilfinale kämpfte er sich noch bis in das Trostrundenfinale vor, wo er schließlich mit Shido-Nachteil verlor.
Die übrigen beiden Starter für den JVST, Jonas Brehm vom BSV Wanzleben und Brian Krostiz vom PSV 05 Köthen (beide bis 60 kg) konnten nicht in den Kampf um die Platzierungen eingreifen.
Herzlichen Glückwunsch aber zu den tollen Leistungen!
Stand: 7. März 2015