Zum Tode Walter Kühns
Beitrag von Sebastian T. Vogel (Pressereferent)
Er war ein großer Judoka, ein Tausendsassa, schlicht: ein toller Mensch. Er hat Generationen von Judokas etwas beigebracht, mit Herzblut, Liebe und viel Zeit seinem Sport gedient. Nicht nur in Merseburg, auch im DJV der DDR und im Judo-Verband Sachsen-Anhalt hat er viel bewegt.
Über 60 Jahre stand Walter Kühn auf der Tatami, als Oberligakämpfer in der DDR, als Trainer, Kampfrichter. Erst bei Dynamo Merseburg, dann nach der Wende als Begründer und Vorsitzender des PSV Merseburg war er eine Institution in Stadt und Verein, der ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Und auch wenn die Gesundheit, dem natürlichen Lauf der Dinge folgend, ein regelmäßiges Training in den letzten Jahren nicht mehr erlaubte, war er doch immer aktiv irgendwie dabei. Den Dan-Prüflingen im Verein stand er weiterhin mit Rat und Tat zur Seite – die Durchfallquote bei Dan-Prüfungen liegt für Merseburger Sportler bis heute bei 0 %. Ende letzten Jahres noch beim Merseburger Nikolausturnier band er den Kleinsten der Kleinen die Zusatzgürtel um, coachte sie am Mattenrand und trocknete Tränen oder freute sich mit ihnen. Und wenn der SV Halle einen Heimkampf in der zweiten Bundesliga hatte, konnte man sicher sein, dass in der ersten Reihe ein gewisser Walter Kühn saß, der in Sachen Emotionen vielen Jüngeren etwas vormachte.
Doch auch über die Vereinsgrenzen hinweg war er ein Gestalter. Er war bei der Gründung des Judo-Verbandes Sachsen-Anhalt hautnah dabei, war JVST-Vizepräsident, bis zuletzt im Ehrenrat und Ehrenmitglied des Verbandes. Bei Kata-Meisterschaften war er Wertungsrichter, er war Dan-Prüfer und vieles mehr in seiner langen Zeit als Judoka. Für seine Verdienste wurde er mit dem siebten Dan geehrt; er war damit der höchste Dan-Träger Sachsen-Anhalts.
Abschließend seien mir ein paar persönliche Worte zugestanden. Ich kann sicherlich für viele sprechen, wenn ich sage: Von Herrn Kühn habe ich jede Menge gelernt. Er war einer meiner ersten Trainer, der auch mal streng war, aber trotzdem ein freudvolles Training gestaltete. Nicht zuletzt seinetwegen bin ich über 20 Jahre Judoka. Er hat mich zu zwei Meistergraden gebracht, was bei meinem Bewegungstalent eine echte Leistung war. „Bedächtig kommt ein Herr geschritten“, hat er immer gesagt, wenn es um die Art und Weise einer Kata ging. Wir haben ihn verstanden. Dank ihm bin ich auch Pressereferent geworden, weil er mich – wie viele andere ebenso – gefordert und gefördert hat. Am beeindruckendsten aber war für mich, welchen Eindruck er auf andere hinterließ. Seit vielen Jahren kommen Judokas, die bei ihm vor zig Jahren gelernt, dann aber mit dem Judo aufgehört haben, zu seinem PSV Merseburg zurück. Die erste Frage ist zumeist: Macht Walter noch was? Herr Kühn hat zu jedem seiner Schüler ein unsichtbares Band gesponnen, das viele zum Zurückkehren bewegte, sie wie magisch zu ihm, zum PSV, zum Judo zurückzog. So haben auch wir Jüngeren in den alten Haudegen von damals viele neue Freunde gefunden. Judo verbindet eben. Das und vieles andere hat Herr Kühn mich und uns gelehrt. Und das werde ich ihm nie vergessen.
Am 11. April 2014 ist Walter Kühn, 77-jährig, in Folge eines schweren Schlaganfalles verstorben.
Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie.
Wir werden Sie, lieber Herr Kühn, Dich, lieber Walter, für immer in dankbarer Erinnerung behalten.
Stand: 18. April 2014