Die Mischung macht‘s: Hallenser machen Klassenerhalt fast perfekt
Beitrag von Stephan Fröhlich (SV Halle)
Am Wochenende hatte die lange Sommerpause endlich ein Ende und es hieß wieder: Judo-Bundesliga. Zum Start in die letzten Wochen der Saison mussten die SV- Cracks ins badische Karlsruhe zum gastgebenden BC reisen. Mit an Bord waren diesmal gleich fünf Athleten, welche alle noch in der U 18 oder U 21 startberechtigt sind. Ergänzt wurde die „Jugendauswahl“ der Hallenser durch die erfahrenen Cracks um Altmeister Michael Möbius.
Gleich in den ersten drei Kämpfen setzte SV-Trainer Stephan Fröhlich voll auf die Jugend. Mit Phil Schwabe (17 Jahre), Christoph Gubert (18 Jahre) und Heiko Hippeli (19 Jahre) wurden ausschließlich Hallenser Nachwuchshoffnungen eingesetzt. Zwar musste sich Schwabe (-66 kg) nach einem halbherzigen Angriff schon nach wenigen Sekunden wieder als Verlierer von der Matte verabschieden und Hippeli (-73 kg) trotz starkem Kampf gegen den zweimaligen Deutschen Meister Philip Müller im Boden Lehrgeld bezahlen, doch beide werden mit Sicherheit, auch in der Bundesliga, ihren Weg gehen. Besser hingegen machte es Christoph Gubert -60 kg, welcher allerdings auch schon aus dem Vorjahr über Bundesligaerfahrung verfügt und in diesem Jahr gar all seine drei bisherigen Kämpfe gewinnen konnte. So auch in Karlsruhe: Nach spannendem Kampf verbuchte er den Sieg für sich. Somit stand es 1:2 aus Sicht der Saalestädter, ehe die „alten Hasen“ überhaupt ins Kampfgeschehen eingegriffen hatten. Mit Michael Möbius -81 kg betrat nun ein Punktegarant der letzten Jahre die Matte und konnte sich schnell eine Yuko-Führung erkämpfen. Allerdings stellte sich sein Kontrahent Jannis Hill immer besser auf den Hallenser ein und drehte diesem eine Bestrafung nach der anderen an, so dass Möbius am Ende etwas überraschend über eine Niederlage quittieren musste. Den schnellen Anschluss stellte Jakob Lange im Schwergewicht her: Er bezwang seinen Herausforderer Ilya Bojarkin nach knapp drei Minuten. Dank Lange war man nun wieder auf Kurs 4:3-Halbzeitführung, doch daraus sollte nichts werden. Zwar bezwang Timo Prellwitz -90 kg im letzten Kampf der Hinrunde Sidney Mai in einem taktisch clever geführten Duell, aber Gunther Dingler gab sein Duell -100 kg zuvor gegen den ehemaligen Schweizer Internationalen Matthias Zimmerman nach voller Kampfzeit ab. Statt der erhofften Führung lag man nun mit 3:4 im Hintertreffen und Trainer Fröhlich kam schwer ins Grübeln für die Aufstellung im zweiten Durchgang.
So eröffnete Slava Popov -66 kg die Rückrunde. Der 20-Jährige zeigte eine gewohnt starke kämpferische Leistung und war dem Unentschieden gegen Julian Izsak nahe, eine kleine Unachtsamkeit kurz vor Ende des Kampfes jedoch brachte dem Karlsruher ein Waza-ari ein, welches gleichbedeutend mit dem 5:3 für die Badener war. Doch Christoph Gubert in seinem zweiten Einsatz ließ sich wie in der Hinrunde nicht die Butter vom Brot nehmen und siegte nach knapp drei Minuten über Pascal Bruckmann. Nun kamen indes wieder die vermeintlich stärksten Gewichtsklassen der Süddeutschen. So überraschte es auch nicht, dass der eingewechselte Sebastian Wussow -81 kg Möbius-Bezwinger Jannis Hill nicht viel entgegensetzen konnte. Allerdings -73 kg hatten die Hallenser noch eine starke Option in Marcus Rohn, welcher dem Favoriten Philipp Müller seinen Kampfstil aufdrückte und sich mit einem mehr als verdienten und ganz wichtigen Unentschieden belohnte. Nichtsdestotrotz standen die Saalestädter mit dem Rücken zur Wand, denn vor den abschließenden drei Duellen lag man mit 4:6 in Rückstand. Zunächst stellte Gunther Dingler, diesmal im Schwergewicht, den Anschluss gegen den unangenehm zu kämpfenden Sebastian Hohlschuh her, ehe der ebenfalls aufgerückte Timo Prellwitz (-100 kg) gegen Bernd Beller nach hartem Kampf den Ausgleich besorgen konnte. Somit lag im letzten Kampf die gesamte Last auf den noch jungen Schultern von Domenik Schönefeldt. Doch dass den Hallensern mit der Verpflichtung des Fünftplatzierten der diesjährigen Jugend-WM ein wahrer Coup gelungen ist, zeigte der Sonneberger gleich in seinem allerersten Einsatz für die Saalestädter. Mit variabler Kampferöffnung und herrlichem Angriffsjudo setzte er den aus der Hinrunde schon siegreichen Matthias Zimmermann stetig unter Druck, erkämpfte sich spektakulär ein Yuko, legte ein Waza-ari für einen Uchi-mata nach, hängte dem Karlsruher zusätzlich noch zwei Bestrafungen an und siegte am Ende trotz einer Schrecksekunde kurz vor Schluss hochverdient und sicherte den Hallensern somit den 7:6-Sieg über Karlsruhe.
Auch hielt die Serie gegen die Badener: Alle sechs Bundesligavergleiche konnten die Saalestädter siegreich gestalten. Nächste Woche nun heißt es im letzten Heimkampf der Saison gegen TV Erlangen, auch allerletzte Zweifel am Klassenerhalt zu beseitigen, und das dann auch wieder mit einer guten Mischung aus „Jugendauswahl“ und „alten Hasen“.
Stand: 19. September 2013