Judo-Verband
Sachsen-Anhalt e.V.

 

 

2. Bundesliga: Alles hat ein Ende 

Beitrag von Stephan Fröhlich

Am Samstag stand für die Kämpfer vom SV Halle der 5. Kampftag der laufenden Bundesligasaison auf dem Programm. Und so ging die Reise in die Pfalz zum gastgebenden JSV Speyer, welcher nach zwei Unentschieden auf dem sechsten Platz des Tableaus zu finden war. Trotz der eindeutigen Ausgangssituation zeigten die Pfälzer indes, dass sie zu Unrecht in der unteren Tabellenregion stehen, denn sie beendeten eine bisher überragende Serie.

Den ersten Grund zum Jubeln jedoch gab es für die Hallenser: Marcus Rohn (-66 kg) überzeugte wie schon die letzten Wochen. Zwar lief er lange Zeit einem Yuko-Rückstand hinterher, egalisierte diesen aber schließlich am Boden und beendete den Kampf gegen Martin Ludwig ebenfalls mit einer Festhalte eine Sekunde vor Ablauf der Kampfzeit und sorgte somit für die 1:0-Führung. Der nächste Kampf allerdings in der Klasse -60 kg ging an den Gastgeber: Aydin Kempirabaev siegte kurz vor Schluss gegen den stark kämpfenden Tom Storim. Die nächsten beiden Kämpfe konnten die Cracks von der Saale jedoch wieder für sich entscheiden: Michael Möbius -81 kg und Axel Frankenberg -73 kg sorgten mit souveränen Erfolgen über Yannick Bonne bzw. Steffen Lang für eine 3:1-Führung. Und auch in der Gewichtsklasse über 100 kg sah es lange so aus, als könnte Hendrik Oelgarte seinem favorisierten Gegenüber Markus Sturm zumindest ein Unentschieden abringen. Doch leider fehlte dem Hallenser am Ende eine Bestrafung, um dieses zu erreichen, und unterlag mit Yuko zu Waza-ari.

Trotzdem lief bisher alles nach Plan für die Hallenser, denn schließlich warteten in den letzten beiden Duellen zwei bärenstarke Kämpfer auf ihren Einsatz: Timo Prellwitz -90 kg und Gunther Dingler in der Gewichtsklasse -100 kg. Letzterer entschied seinen Kampf nach der Hälfte der Kampfzeit für sich und ließ dabei Dominique Pätzel nicht den Hauch einer Chance. Doch Timo Prellwitz konnte nicht an die bisher gezeigten Leistungen in dieser Saison anknüpfen. Sein Gegner Pierre Guerin, vor kurzem noch Siebtplatzierter bei den französischen Meisterschaften, wollte die beiden Niederlagen aus dem letzten Jahr vergessen machen und packte Prellwitz mit seinem starken Griff förmlich ein. Der Hallenser fand über den gesamten Kampf hinweg kein Konzept gegen den Speyerer und musste eine Bestrafung nach der anderen hinnehmen, gab schließlich noch ein Yuko ab und unterlag somit nach voller Kampfzeit. Somit musste Timo Prellwitz nach über zwei Jahren in der 2. Bundesliga über seine erste Niederlage quittieren. Damit hatte auf Seiten der Saalestädter keiner gerechnet, denn somit war der Stand von 4:3 für den SV zum Pausentee enger als erwartet.

Während den Hallensern die Aufstellung für die Rückrunde Kopfzerbrechen bereitete, gaben die Erstliga-Frauen von Speyer, Großhadern und Leipzig ihre Visitenkarten ab. Die Gastgeberinnen, u. a. mit den deutschen Spitzenathletinnen Barbara Bandel -70 kg und Jasmin Külbs +78 kg sowie der amtierenden Europameisterin -78 kg aus Ungarn, Abigél Joó, besetzt, demonstrierten ihre Überlegenheit und gewannen die Vergleiche gegen München und Leipzig jeweils mit 6:1. München konnte sich schließlich noch mit 4:3 gegen Leipzig durchsetzen.

Nun stand auch die Aufstellung für die Rückrunde fest, wobei neben Tom Storim und Hendrik Oelgarte auch der schon siegreiche Axel Frankenberg ausgewechselt wurde. Somit eröffnete Marcus Rohn -66 kg den zweiten Durchgang. Und wieder musste er über die gesamte Distanz gehen, konnte sich am Ende aber über seinen zweiten Tagessieg freuen und baute die Führung des SV auf zwei Punkte aus. Auch baute Rohn seine persönliche Bilanz aus: Er ist in dieser Saison weiterhin ungeschlagen und gehört mittlerweile zu den Stützen des SV Halle. -60 kg schließlich kam Nachwuchstalent Oleg Gladun zum Einsatz. Er traf ebenfalls wie Tom Storim im ersten Durchgang auf Aydin Kempirabaev, hinterließ trotz einer Niederlage einen guten Eindruck und lässt damit für die Zukunft auf mehr hoffen. Und wie schon in Hälfte eins gingen die Begegnungen in den Gewichtsklassen -81 kg und -73 kg an den SV. Michael Möbius zeigte seine gesamte Routine und ließ Marcel Augustina nicht zur Entfaltung kommen. Und auch Marc Burmeister überzeugte gegen Paul Kappis und erarbeitete sich schnell eine sichere Führung und konnte kurz vor Schluss in einer sehr strittigen Situation einen Ippon erzielen. Allerdings hätte diese Aktion korrekterweise mit Hansoku-make für Burmeister geahndet werden müssen: Das nicht immer sicher wirkende Kampfgericht entschied jedoch auf Ippon für den Hallenser, welcher dadurch mit sehr viel Glück seinen zweiten Saisonsieg verbuchen konnte. Timo Prellwitz schließlich startete nun in der Gewichtsklasse über 100 kg. Er hatte es mit dem an diesem Tage schon siegreichen Markus Sturm zu tun. Lange wogte der Kampf hin und her, keiner konnte sich einen klaren Vorteil erarbeiten, bis der Speyerer mit einer Fußtechnik angriff und Prellwitz diesen auskonterte und dafür ein Waza-ari erhielt. Diesen Vorsprung schließlich verwaltete er bis zum Ende des Kampfes und sicherte dem SV einen weiteren und gleichzeitig schon entscheidenden Punkt. Im vorletzten Kampf -90 kg startete Martin Wieczorek. Allerdings war er gegen den physisch überlegenen Vion Beranger chancenlos und unterlag schnell und deutlich. Gunther Dingler -100 kg schließlich hatte es mit Prellwitz-Bezwinger Guerin zu tun. Und wie schon in der Hinrunde überzeugte dieser mit starkem Griff und guter Taktik und ließ Dingler nicht zum Zuge kommen. Folgerichtig erhielt der Hallenser nach der Hälfte der Kampfzeit sein viertes Shido und verließ die Matte als Verlierer.

Doch da der Gesamterfolg schon vorher feststand, konnte man diese beiden Niederlagen verkraften. Somit rangiert der SV weiterhin ungeschlagen auf dem zweiten Tabellenplatz. Weiter geht es im September, wenn der SV den punktgleichen Tabellenführer JC Samurai Offenbach zum wohl vorentscheidenden Kampf um die Meisterschaft in der 2. Bundesliga Süd empfängt.

Durch die Kämpfe führte übrigens der ehemaligen Weltklasse-Judoka Alexander von der Groeben, welcher mit seinem Live-Kommentar in der Halle eine ebenfalls erstklassige Leistung bot und mit gewohnt fachkundiger Sicherheit überzeugte.

Weiter Infos unter www.deutsche-judo-bundesliga.de


 

Stand: 29. Juni 2010

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