Graduierung ist anders als Prüfung - zwei neue "Judo-Führerscheine" in Sachsen-Anhalt (Jakob Schiek)
Am 08.12.2024 gab es eine Prämiere in Magdeburg. Zum ersten Mal in Sachsen-Anhalt fanden Prüfungen zum 1. Dan nach dem (nicht mehr ganz so) neuem Graduierungssytem des DJB statt.
Tom Luca Stahl (SG Friesen Naumburg) und Till Schumacher (JC Halle) stellten sich den Argusaugen von Sylvia Hackel, Michael Horn und Dr. Ingo Gottschalk. Außerdem anwesend waren Christian Giese (USC Magdeburg) der seine Graduiererlizenz für den Dan-Bereich erwerben wollte und Referent Prüfungswesen Jakob Schiek. Den Auftakt machte Tom-Luca mit einer guten Demonstration der ersten drei Gruppen der Nage-no-Kata. Danach stellten die Graduierer bei den Demonstrationen der Nage- und Katame-waza fest, dass auch sie noch viel Eingewöhnung in die neue Form der Graduierungen brauchen. Viele konstruktive Diskussionen führten zu guten Erkenntnissen für zukünftige Graduierungen im Dan-Bereich. Dennoch wurden die Prüflinge fast vier Stunden unter die Lupe genommen und ihr Judo auf Herz und Nieren geprüft. Den Abschluss machte die gute Demonstration von Till zu seinen Spezialaktionen Tai-otoshi und Kata-gatame.
Da sich die Kommission einig war, dass sie von beiden Prüflingen viel gutes Judo gesehen hatten, drehten sich die Gespräche ab einem gewissen Punkt maßgeblich um die Gestaltung von Bewertungsbögen, die Definition von Niveaustufen, die mögliche Art und Weise von Prüfungssituationen und was man zukünftig auf Veranstaltungen an Graduierer, Trainer und Aspiranten klar kommunizieren will. Festzuhalten gilt, dass das Verständnis vom 1. Dan als „Judo-Führerschein“ zu einem intensiven Perspektivwechsel bei allen Judoka, die sich mit Prüfungssituationen auseinandersetzen.
Während sich z.B. wie bei jeder Prüfung immer auch Aspekte zeigen, die die Aspiranten verbessern können, zeigte sich, dass die neuen Anforderungen aktiven Judoka mehr die Möglichkeit bieten, IHR Judo zu zeigen und so konnten sich beide Prüflinge mit ihren „Parade-Aktionen“ hervortun und mussten keine einstudierten Choreografien demonstrieren, aber dafür höhere Anforderungen erfüllen, als man bisher gewohnt war. Diese Denkweise musste aber auch den beiden erst einmal klar werden, sodass die Kommission mehr als einmal den Hinweis gab „mach einfach wie im Randori – wie du es sonst auch machst“. Als dadurch die Nervosität überwunden war und so einige Knoten platzten, bestand für die Graduierer auch keine Zweifel mehr, dass ihnen hier zwei neue Dan-Träger gegenüberstanden.
Herzlichen Glückwunsch an Tom Luca und Till; eure Trainer, Vereine und Familien sind zu Recht stolz auf euch. Glückwunsch auch an Christian Giese, der nun ein neuer Dan-Graduierer für Sachsen-Anhalt ist.