Lehrgangsmarathon und Pilotprojekt in Köthen
Wie so häufig stellte sich der KSV 09 um Hagen Dolge (der JVST berichtete erst kürzlich über Hagens Ehrung) bereit, nicht nur einen, sondern gleich drei Lehrgänge auszurichten und mit Matte, Gerät, Technik, Speis und Trank bereitzustellen. „Man wird ja inzwischen schon direkt angefragt und das ist natürlich schön. Wir liegen natürlich auch praktisch in der Mitte“ – scherzte Hagen in seiner bekannt herzlichen Art am Sonntagnachmittag.
Am Donnerstag 31.10. begann der Lehrgangsmarathon. „Wir brauchen noch einen Marketingexperten.“ Dieser Ausspruch von Kata-Referent Julius Hannig fasst vermutlich das einzige „Problem“ – nämlich die Namensfindung – dieser rundum gelungenen Veranstaltung am Feiertag treffend zusammen: Zahlreiche Judoka aus Sachsen-Anhalt und auch vereinzelt aus Sachsen und Thüringen, kamen für den „Technischen Lehrgang Nage-waza“, vormals auch als „Vorbereitungslehrgang für Dan-Prüfungen“ oder „Januarlehrgang“ bekannt, nach Köthen.
Aufgrund der aktuellen Umstellung auf das neue Graduierungssystem des DJB begann der Lehrgang zuerst mit einer kurzen theoretischen Einführung durch den Referenten und Leiter Julius Hannig. Ein besonderer Fokus lag hierbei auf dem neuen Niveaustufenkonzept. Dieses für Dan-Anwärter oftmals schwierige und komplexe Thema wurde anhand zahlreicher Videobeispiele sehr strukturiert und transparent veranschaulicht.
Anschließend ging es auf die Matte, um nach einer kurzen, aber koordinativ-fordernden Erwärmung das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Ziel war es dabei gemeinsam verschiedene Praxisbeispiele für die im Dan-Bereich erstmals geforderte Niveaustufe 3 zu erarbeiten. Im Anschluss wurden situative Aktionen der Sportler im Plenum vorgestellt, ausprobiert und auf „Graduierungs-Tauglichkeit“ geprüft.
Nach der Mittagspause wurden die zuvor gesehenen Aktionen überarbeitet und erneut präsentiert.
Mit zusätzlicher fachkundiger Unterstützung der Dan-Prüfer Michael Horn und Hagen Dolge erhielten alle Teilnehmer direktes Feedback und wertvolle Hinweise zur Verbesserung der gezeigten Aktionen.
Nach knapp vier intensiven Stunden endete der Lehrgang schließlich mit einer offenen Fragerunde, wo die Sportler noch technische Fragen an die Referenten stellen konnten, um Unklarheiten aufzulösen.
Damit war der Tag aber noch nicht ganz vorüber. Nachdem der Lehrgang offiziell beendet war, absolvierte Marc Dewaldt, gemeinsam mit Uke Sebastian Wünscher, noch erfolgreich mit einer guten Nage-no-kata, die Modulprüfung Kata als Teilleistung der Prüfung zum 1. Dan.
Abschließend noch einmal vielen Dank an den ausrichtenden Verein KSV 09 sowie den Referenten Julius Hannig und die anwesenden Prüfer Michael Horn und Hagen Dolge. Mit eurer kompetenten, aber auch humorvollen Art, habt ihr es geschafft alle Teilnehmer ein Stück weiterzubringen – und vielleicht findet sich ja auch noch ein neuer Namensvorschlag für den nächsten Lehrgang.
Am Samstag folgte dann der erste Tag der Trainer-C-Fortbildung 2024 durch Vizepräsident Dr. Wolfram Streso. Dabei waren auch einige Judoka, die für ihre Neuausbildung zum Trainer-C noch einige Unterrichtseinheiten abzuleisten hatten. Nach der Auffrischung des Aufbaus einer Trainingseinheit wurden in Kleingruppen spielerische Methoden zum Erlernen von Techniken erarbeitet und Beispiele für verschiedene Trainingsmittel erprobt. Da hier immer alle Teilnehmer möglichst viele Methoden und Konzepte erproben und vorstellen sollten und die Judoka aus allen Ecken Sachsen-Anhalts dies auch taten, wurde sehr viel Zeit auf der Matte verbracht: Der Samstag war mit fast zehn Stunden in der Halle der längste Tag des Lehrgangswochenendes.
Am Sonntag rechnete dann Prüfungsreferent Jakob Schiek mit „so fünf, sechs Teilnehmern“ – es waren dann doch 23 Trainer-C, die an dem Pilotprojekt innerhalb des DJB teilnahmen: Aufgrund der neuen Graduierungsordnung des DJB dürfen nun auch Inhaber der Trainer-C-Lizenz in Abhängigkeit ihrer eigenen Graduierung im Kyu-Bereich neue Gürtel an Judoka vergeben. Dazu braucht es aber eine Nachschulung und am Sonntag gab Jakob mit Unterstützung von Julius den „Crashkurs graduieren“. Auch hierbei ging es um das Niveaustufenkonzept des DJB und darum, warum der Lehrer Jakob Klassenarbeiten abschaffen möchte – mindestens auf der Judomatte.
Nach dem (natürlich viel zu langen) theoretischen Input mussten die Teilnehmer sich in Gruppen Beispiele für die Niveaustufen im Stand und Boden überlegen, dann vorführen und die Beispiele der anderen Teilnehmer bewerten. Dabei wurde viel über das Niveaustufenkonzept reflektiert und hart diskutiert. Und es zeigte sich, dass sich selbst Julius und Jakob, die sich bis jetzt aus Sachsen-Anhalt am intensivsten damit beschäftigt haben, nicht immer einig sind – um sich dann doch meist einig zu werden bzw. neue Probleme in den Grenz- und Einzelfällen zu finden. Dass hier insgesamt noch viel Arbeit von allen Judoka im Land zu leisten sein wird, die sich als Trainer und Graduierer auf der Matte befinden, ändert nichts daran, dass Jakob am Ende allen Teilnehmern den erfolgreichen Erwerb ihrer Graduiererlizenz im Rahmen ihrer Trainer-C-Lizenz attestierte.
Im Rahmen der Veranstaltungen stellten Julius und Jakob ihre selbst gedrehten und inzwischen vom DJB nicht nur abgesegneten sondern sogar als sehr gut befundenen Videos zu den Niveaustufen vor und die Teilnehmer sahen diese als sehr hilfreich an. Viele Judoka nahmen an zwei der Tage teil, einige sogar an allen drei Tagen und damit bildeten sie sich in kürzester Zeit fast 20 Stunden zu vielen Aspekten des Judo fort. Ein großes Lob an alle und insbesondere an diese
Es ist immer leicht zu meckern, es würde „nicht voran“ gehen. Doch auch dieses Lehrgangswochenende zeigt mal wieder, dass wir in Sachsen-Anhalt progressiv in die Zukunft schauen, um möglichst vielen Sportlern gutes Judo beizubringen und vielen Judoka die Möglichkeit bieten, ihre ehrenamtliche Tätigkeit möglichst gewinnbringend und vollumfänglich auszuschöpfen. Dass damit aber auch ein gewisser Qualitätsanspruch einhergeht ist dem gesamten Präsidium und Vorstand wichtig. Gerade deswegen betonte Julius am Ende noch einmal die Bedeutung und den Umfang der ehrenamtlichen Tätigkeit von wenigen Einzelpersonen im Land und das ohne Vereine wie den KSV 09 eben solche Veranstaltungen unmöglich wären.
Der Fortbildungskalender wird auf vielfachen Wunsch der Judoka in Sachsen-Anhalt ab 2025 noch voller werden, modulare Prüfungsleistungen können erbracht werden, Trainer und Graduierer können sich fortbilden, landesweite Wettkämpfe sollen organisiert werden und in ihrer Qualität immer mehr steigen – und kosten soll das möglichst alles auch nichts. Das alles geht nur, wenn sich Vereine als Ausrichter finden und mehr als „die Üblichen“ sich mit in der Hintergrundorganisation einbringen. Die Vorstandsmitglieder rufen alle Vereine des JVST auf, sich als Ausrichter für Veranstaltungen zu melden, denn das einhellige Feedback, dass wir zu den Veranstaltungen immer bekommen ist überwältigend positiv – für konstruktive Kritik sind wir natürlich auch immer offen.
Text: Marc Dewaldt, Sebastian Wünscher, Leonie Heilmann, Hermine Just, Bruno Lau, Jakob Schiek, Julius Hannig (redaktionelle Überarbeitung)