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04.08.2024 (J.Schiek )

Olympia Paris 2024 Teamwettkampf - das Glück ist nicht immer mit den Tüchtigen

Nachdem Team Deutschland im Judo Einzelwettbewerb mit nur einer Medaille - Silber durch Miriam Butkereit - und je einmal Platz 5 (Anna-Maria Wagner) und Platz 7 (Mascha Ballhaus) hinter den Erwartungen und Hoffnungen zurückgeblieben war, wollten alle Athleten am letzten Tag der olympischen Judokämpfe noch einmal nach der Medaille im Mixed-Team-Wettbewerb greifen und damit an den Erfolg aus  den Spielen in Tokio 2020ne.

 

Nach einem Freilos kam es zum Duell mit Nachbar Österreich, eine Begegnung die nicht nur auf Grund der örtlichen Nähe eine gewisse Brisanz hat. Gegen Österreich überzeugten vor allem die Frauen. Miriam Butkereit vom SV Halle benötigte drei Tage nach dem Gewinn ihrer Silbermedaille nur 15 Sekunden gegen Lubjana Piovesana. Renee Lucht und Pauline Starke gewannen auch mit Ippon, Eduard Trippel kämpfte im Unterschied zum Einzel diesmal auf Shido und gewann durch drei dieser für den Gegner. Am Ende 4:1 für Deutschland und der Einzug ins Viertelfinale

 

Für dieses qualifizierte sich Brasilien durch ein 4:2 gegen Kasachstan. Gegen die Südamerikaner kam es zur erwartet schweren Auseinandersetzung. Igor Wandtke wuchs im ersten Kampf wieder einmal über sich hinaus und besiegte mit zwei Waza-ari den Weltranglisten Sechsten Cargnin. Miriam Butkereit legte direkt nach, warf Quadros und hielt diese noch 10 Sekunden fest. Nach zwei Niederlagen brauchte Erik Abramov dann keine Minute um Goncalves zweimal zu werfen. Durch die Niederlage von Pauline Starke gegen die ehemalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin Rafaela Silva ging es in den Losentscheid. Der Zufall musste entscheiden welche Gewichtsklasse im Golden Score den Sieg auskämpfen werden sollte. Die Wahl fiel auf die Gewichtsklasse +90 Kilogramm und Erik Abramov brauchte wieder keine Minute um die entscheidende Waza-ari Wertung zu erzielen.

 

Im Halbfinale wartete Titelfavorit und Teamranglistenerster Japan, die bisher erst einmal, ausgerechnet in Tokio 2020, einen Teamwettkampf verloren hatten. Dass dies nicht noch einmal passieren soll zeigte Team Nippon eindrucksvoll. Miriam Butkereit verlor den Auftaktkampf gegen Niizoe nach über 5 Minuten Kampfzeit und auch die anderen deutschen Kämpfer konnten keinen Sieg erkämpfen: 4:0 Japan. Deutschland ging in den Kampf um Bronze gegen Südkorea.

 

Als wäre der Kampf gegen Brasilien nicht schon Drama genug gewesen, ging es gegen Südkorea hin und her. Eduard Trippel gewann vorzeitig, anschließend verloren Renee Lucht und Erik Abramov im Schwergewicht gegen Kim und Kim. Pauline Starke musste auch eine Niederlage gegen die amtierende Weltmeisterin und Silbermedaillengewinnerin Huh einstecken. 3:1 für Südkorea bei noch zwei Kämpfen, jetzt waren keine Fehler mehr erlaubt. Igor Wandtke hatte eine schwere Aufgabe mit dem agilen An Baul. In einem nicht enden wollenden Kampf um Griff und kleine Vorteile konnte Wandtke nach 9:38 Minuten den entscheidenden Waza-ari erzielen. Damit war es an Miriam Butkereit das deutsche Team in die Verlängerung zu bringen. Direkt zu Kampfbeginn setzte Kim Jisu einen schwachen Angriff an und Miriam ließ sich die Chance nicht entgehen. Sie übernahm den Angriff und erzielte Waza-ari, der nach Videokorrektur zu Ippon geändert wurde. 

Damit 3:3 und es wurde wieder das Rad gedreht. Kurz sah es so aus als würde die Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm direkt wieder auf die Matte gehen dürfen, doch das Rad sprang noch eine Kategorie weiter. Bis 73 Kilogramm hieß es und damit noch einmal Igor Wandtke gegen An Baul. Als hätten sich beide nicht schon genug geschunden ging auch der Entscheidungskampf deutlich über vier Minuten. Nach zwei starken Angriffen des Koreaners sahen sich die Kampfrichter genötigt dem Deutschen den dritten Shido zu geben. Freude und Jubel bei Südkorea, Ernüchterung und leere Blicke bei Deutschland: So nah dran und am Ende doch ohne Medaille.

 

Dennoch eine tolle Leistung. Das deutsche Team fand sich direkt auf der Matte noch in einem Kreis zusammen und sah nicht wie Verlierer aus. Erst abseits der Matte flossen die Tränen.

 

Auch ohne Medaille gratulieren Präsidium, Vorstand und Mitglieder des JVST dem deutschen Team und besonders Miriam Butkereit zu einem starken Teamwettkampf und Platz 5 bei Olympia.

 

Text: Julius Hannig
Bild: Sabau Gabriela / IJF